EINSATZ FÜR MANHATTAN

USA / NEW YORK / MANHATTAN

Unsere Reisen nach New York hatten zu ihrer Zeit immer etwas Außergewöhnliches und Einzigartiges. Das war überwiegend auf Felix, unseren Mann in Amerika, zurückzuführen. Felix, und seine Frau Sophie, sie waren nach dem Krieg nach Amerika ausgewandert, um ein neues Leben anzufangen. Er arbeitete zunächst in der Filmbranche, wechselte dann in den Tourismus. Ich lernte ihn als ich als Student und Reiseleiter eine Incentive-Gruppe in die USA begleitete.

Es war meine erste Reise nach New York. Wir wohnten im Milford Plaza. Die Lage des Hotels war gut, auf der einen Straßenseite. Auf der anderen, angrenzend an die 42nd Street, begannen Straßenzüge, die man nachts besser nicht besuchen sollte. Ich erinnere mich an den Welcome Cocktail im Hotel. Ich kam etwas früher, vor den Gästen, in den Raum und sah wie die Beiden gerade Plastiksektgläser zusammenschraubten, Eiskübel beim Kellner bestellten, den Sekt hatten sie im Supermarkt gekauft, war dort billiger als im Hotel. Ja, das war meine erste Begegnung mit Felix und Sophie. Es wirkte auf mich, und auf die Gäste, ziemlich skurril. Doch seine Art, sein Wissen und seine Kreativität verzauberten alle. Ein Teilnehmer hatte sich einen neuen Koff er gekauft, wollte den alten nicht mehr mit nach Hause nehmen. „Stell´ ihn auf den Gehsteig“, meinte Felix, „ich wette, ihn 10 Minuten ist er weg“. Das wollten wir sehen, stellten den leeren Koff er auf den Gehsteig und versteckten uns hinter einer Glasscheibe im Hotel. Der erste Passant kam vorbei, hob den Koff er hoch, zu leicht, stellte ihn wieder hin. Wenige Augenblicke später schlenderte ein zweiter Mann vorbei. Er nahm den Koff er und ging weiter. Nach etwas mehr als zwei Minuten.

New York mit Felix zu erleben, das war einzigartig. Wir entwickelten im Laufe der Jahre viele gemeinsame Touren, wie zum Beispiel die Walking Safari durch Greenwhich Village, Soho und Little Italy bis nach Chinatown, feilschten dort um die billigen Imitationen von teuren Markenprodukten und aßen mitten unter den Chinesen Dim Sum. Wir fuhren durch die Bowery, die Straße der Obdachlosen und auf den Second Hand-Automarkt in die Bronx, wo die gestohlenen Fahrzeuge zerlegt und in Einzelteilen verkauft wurden. Und wir blieben beim obdachlosen Rollstuhlfahrer an der Ecke zum Broadway in Harlem stehen, der am Sonntag die mehr als ein Kilo schwere New York Times Wochenendausgabe in Einzelteilen verkaufte, um ein paar Cent zu verdienen.

Um die Skyline von New York anders und billiger als mit dem Helicopter zu erleben, fuhren wir für 50 Cent mit der öffentlichen Fähre nach Staten Island und wieder retour, mit einem fantastischen Blick auf eine immer näherkommende Skyline von Manhattan, damals auch noch mit den Twin Towers im Finance District. Niemand konnte die New York Stock Exchange besser erklären als Felix, er hatte Freunde, die ihm immer Insider Tipps übermittelten. Er erklärte und zeigte unseren Gästen, was es mit den Himmelsrechten in New York auf sich hat, warum Garagen teurer sind als Wohnungen und es fast keine Tankstellen in Manhattan gibt. Shopping mit Felix führte immer zu billigeren Preisen, Restaurantbesuche endeten immer mit einem Doggy Bag. Wir gingen viel zu Fuß, fuhren mit öffentlichen Bussen oder mit der Subway. Wenn auf dem Flughafen Highway wieder einmal die Hölle los war, steigen wir einfach auf die U-Bahn nach Manhattan um.. Natürlich gingen wir am Broadway auch ins Theater, ich sah viele Musicals, meistens so 20 bis 30 Minuten lang, dann fiel ich immer in den wohlverdienten Schlaf. Nur Miss Saigon erlebte ich fast zur Gänze.