JOURNEY INTO HAPPINESS

BHUTAN / PARO / THIMPHU / PUNAKHA

Das Königreich Bhutan im Himalaya ist eines der ärmsten Länder dieser Welt. Aber auch eines der glücklichsten. Ein Journalist stellte dem König 1979 die Frage, wie hoch das Bruttoinlandsprodukt in Bhutan sei. Spontan entgegnete der König (verärgert), dass in Bhutan nicht das Bruttonationalprodukt im Zentrum steht, sondern das Bruttonationalglück. Eine revolutionäre Idee, die auf der ganzen Welt Aufmerksamkeit erregte. Bhutan ist bis heute das einzige Land, das das Streben nach Glück als politische Leitlinie verfolgt und in seiner Verfassung verankert hat. König Wangchuk, fünfter König von Bhutan, will zwar die Modernisierung, jedoch ohne dem Materialismus vollends zu erliegen und die Seele Bhutans zu verkaufen.

Wir begaben uns auf die Suche nach dem Geheimnis des Glücks, geführt von Michael Rutland, seit über 30 Jahren britischer Konsul und einst Lehrer des vierten Königs von Bhutan. Er öffnete uns die Türen zum Shangri-La – zum glücklichsten Land der Welt. Wir landeten in Paro. Es war ein abenteuerlicher Anflug auf dem Rücken des Donnerdrachens, der Druk Air. Sofort wurden wir höflich aufgenommen, wie Staatsgäste empfangen.

Meditation in Taktshang, das ist eine Besonderheit. Auch für Mönche und Lamas. Es braucht eine Ausnahmegenehmigung. Selten wird sie erteilt. Darüber war er sehr glücklich und erzählte: „Fünf Minuten Meditation in Taktshang, das ist wie ein Jahr Meditieren an einem anderen Ort“. Wir spürten diese Besonderheit, diese Exklusivität im Raum. Es herrschte eine unausgesprochene Verbundenheit und dies war die Entschädigung für einen mühsamen Aufstieg auf 3.120 Meter. In zwei Stunden, für manche mehr, für andere weniger.

Lama Khenpo Phuntsok Tashi lehrte uns die Meditation: „Eine Minute meditieren ist genug.“ Das erschien uns leicht. „Aber das hundertmal am Tag.“ Doch etwas schwerer als erwartet. Zum Abschluss gab es Yak-Burger und Red Panda Bier am Fuße des Klosterberges.

Mit dem Donnerdrachen ritten wir zurück nach Nepal, durch die hohen Lüfte des Himalayas. Zeit für ein erstes meditatives Fazit: Geht es nach dem König von Bhutan, so ist Glücklichsein erlernbar, ist es wichtig, dass die Menschen die richtige Balance zwischen materiellen und immateriellen Werten finden, sozusagen eine ganzheitliche Betrachtung des eigenen Lebens. Der berufliche Erfolg, das vollkommene Aufgehen in der Arbeit ist wichtig für das eigene Glück. Genauso wie die aktive Pflege der familiären Beziehungen, die Achtung der Natur, die Wertschätzung der kulturellen Herkunft und die Wahrnehmung sozialer Verantwortung für eine starke Gemeinschaft in der Gesellschaft. Bhutans Bruttonationalglück basiert auf der Lehre Buddhas. Der westliche Ansatz der Work-Life-Balance kommt dem ein wenig nahe. Beide kommen zu einem ähnlichen Ergebnis: Glückliche Menschen leisten gerne mehr.